Das neue Geldsystem: Warum die Digitalisierung von Geld keine Technologiefrage ist – sondern Geopolitik
Wer heute über Digitalisierung spricht, denkt meist an Start-ups, Kryptowährungen oder Payment-Apps. Doch die eigentliche Revolution findet längst an anderer Stelle statt: im Fundament des globalen Finanzsystems. Die Digitalisierung von Geld ist kein Hype. Sie ist Geopolitik.
Während viele noch über Bitcoin-Kurse oder ETF-Neuauflagen diskutieren, haben sich im Hintergrund zwei strategische Systeme formiert – eines in den USA, eines in China. Beide verfolgen dasselbe Ziel: die finanzielle und industrielle Souveränität ihrer Volkswirtschaften in einer fragmentierten Welt zu sichern.
Der britische Ökonom Michael Howell nennt dieses Ringen „Capital Wars“ – und tatsächlich verläuft die neue Frontlinie des globalen Kapitalwettbewerbs nicht mehr zwischen Aktien und Anleihen, sondern zwischen digitalen Infrastrukturen und realwirtschaftlicher Machtbasis.
USA: Die tokenisierte Industriepolitik
Die USA setzen auf ein digitales Collateral-System, das auf tokenisierten Treasuries, Stablecoins und einer neuen Marktinfrastruktur aufbaut. Im Kern geht es um ein einfaches Prinzip: Nicht weniger Schulden, sondern produktivere Schulden.
Statt wie bisher Liquidität über die Federal Reserve in Finanzmärkte zu pumpen, wird sie nun gezielt in Industrie, Energie, Infrastruktur und Verteidigung gelenkt – über staatliche Programme wie den CHIPS Act, den Inflation Reduction Act (IRA) oder das Verteidigungsministerium (DoD).
Diese Politik verbindet digitale Treasuries mit einer Industrial Renaissance: Tokenisierte Staatsanleihen als globales Sicherheiten-Backbone, flankiert von einem massiven Re-Onshoring strategischer Industrien.
Das Ergebnis: ein neues amerikanisches Machtmodell, in dem Liquidität direkt in reale Produktionskapazität übersetzt wird – nicht mehr in bloße Finanzakrobatik.
China: Gold, Rohstoffe, Lieferketten-Souveränität
China verfolgt eine andere, aber ebenso systematische Strategie: Gold als Vertrauensanker, strategische Rohstoffe als Sicherheiten und eine eigene Handelsarchitektur jenseits von SWIFT. Mit goldbasierten Optionen für Handelspartner, Rohstoff-Settlement in Yuan und neuen Kreditlinien entlang der Lieferketten entsteht ein Gegengewicht zum westlich dominierten Dollar-System.
Beide Systeme adressieren dasselbe Problem – hohe Verschuldung, demografischer Druck, geopolitische Fragmentierung – aber mit unterschiedlichen Werkzeugen:
Die USA digitalisieren Vertrauen.
China materialisiert Vertrauen.
Weiter denken als man sehen kann:
Anleger sollten die neue Geldordnung als Richtungswechsel verstehen: Kapital fließt dorthin, wo reale Wertschöpfung entsteht – Energie, Industrie, Verteidigung, Infrastruktur. Statt in kurzfristige Trends zu investieren, gilt es, sich an Projekten und Unternehmen zu beteiligen, die Produktionskraft, Versorgungssicherheit und technologische Unabhängigkeit fördern.
Für welches der beiden Systeme sollte man sich entscheiden? Die Antwort lautet: für beide!
Die USA treiben Sektoren wie Verteidigung, Halbleiter, Energie und Grid-Infrastruktur. China stärkt Gold, strategische Rohstoffe und Energieprojekte entlang der Seidenstraße.
Wer beides kombiniert, sichert sich Zugang zu den Fundamenten der neuen Weltwirtschaft – digitalem Kapital und materieller Substanz.
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